Ich bin Lio Marlon

Erst war ichTäufling und

dann mein eigener Täufer

Ina hat mich zu Hause geknipst,

und irgendwie landete mein Bild

vom Tag meiner Taufe

bei meinem Uropa Herbert.

 

 


Das sollte ich sein:hahaha.

Mein Uropa Herbert machte

aus demmit Inas Hilfe

wieder mein Bild.

Prima, was Uropa Herbert

alles kann...

 


Nun lies mal genau, was ich gemacht habe

Gerade hatte ich die Initiative ergriffen…

Auf diesem Bild bin ich 2 Jahre und 2 Tage alt. Den goldenen Schlips trage ich, weil ich gerade getauft worden bin. Da hatte meine tolle Tolle auch noch gut gesessen.
Der Pastor hatte sich von uns allen verabschiedet, aber ich schnappte mir meinen Uropa Herbert und zog ihn die Stufen hoch in Richtung Kanzel, hin zum Wasser.

Nanu, da war aber kein Wasser. Sollte ich mich geirrt haben?

Ich wollte da nicht weg, bis Uropa Herbert mich richtig verstanden hatte. Ich wollte ans Taufbecken mit dem Wasser, und so tippelten wir die Stufen wieder hinunter, und Uropa Herbert ging mit mir bis ans Taufbecken. Da stand auch noch der Pastor, der mich und die drei anderen Kinder kurz zuvor getauft hatte. Nun wollte ich hoch ans Wasser, und der Pastor war mir behilflich. Er war richtig nett und erklärte mir noch einmal alles. Während der Pastor sprach, griff ich dreimal ganz schnell in das Wasser und machte meine Haare dreimal samt Tolle so richtig pitschenass.
Das war eine richtige Taufe und die erfrischenden Tropfen rannen über mein Gesicht. Noch eine Geste von mir, und ich war wieder auf Uropa Herberts Arm.

Schau mir noch einmal in mein Gesicht. Ich sitze auf unserem Sofa und blicke in die Zukunft.
Ich denke, das hat noch kein Kind gemacht. Ich bin glücklich, denn ich habe mich selbst noch einmal getauft.
Meine Haare sind wieder trocken und etwas zerzaust.

Ob ich mal Pastor werde, wer weiß das schon?

 


Und es gibt ihn doch…

 

In der Bahnhofstraße von Tangermünde standen wir zufällig zusammen und erzählten.

Trautchen ist ihr Vorname, und im Gespräch mit Herbert aus Hamburg stellte sich heraus, dass sie beide vor mehr als 60 Jahren in dem selben Haus in Tangermünde, Heerener Str. 15, gewohnt hatten.

Gespielt hatten sie zwar nicht direkt miteinander, denn Trautchen war damals schon ein Fräulein und hatte nur auf die kleine Karin aufgepasst, die ihr von ihrer Vermieterin anvertraut worden war. Ein zweites Mädchen war noch dabei und Rolf und Herbert auch.

Dann war da noch ein verrückter Hahn, der dem 8jährigen Herbert auf den Kopf geflogen war. Mit kräftigem Schnabelhacken und Geschrei, war das Spielen der Kinder vorbei, denn den verrückten Hahn vom Kopf zu kriegen, war gar nicht so einfach, aber die Geschichte ist nach gut 60 Jahren vergessen…

Vergessen ist aber nicht, dass Herbert, sein 5 Jahre jüngerer Bruder Hartmut zusammen mit der Mutter, Elschen geb. Loose, am Heiligabend in die St. Stephanskirche zum Gottesdienst gegangen waren.

Als die drei später in ihr 1-Raum Wohn- und Schlafzimmer zurück gekommen waren, stand dort ein geschmückter Tannenbaum und die Kerzen brannten.

Nanu?

Niemand da, und die Kerzen brennen. Das kann doch nicht möglich sein, dachte sich Herbert. Sollte es doch einen Weihnachtsmann geben?

Einer der älteren Cousins hatte die Lösung. Das kann nur Knecht Ruprecht gewesen sein, und Herbert hatte es geglaubt, denn eine andere Lösung konnte es wirklich nicht geben…

1949 machte Herbert mit Bruder Hartmut und Mutter wieder weg von Tangermünde nach Hamburg. Kurzfristig wurde bei dem Opa gelebt, um dann erneut umzuziehen und unter nackten Dachziegeln zu schlafen.

Die Jahre vergingen, Herbert heiratete seine Helga, sie bekamen 3 Kinder, 5 Enkel und einen Urenkel.

Gibt es einen Weihnachtsmann wurde Herbert von seinen Kindern und Enkeln jedes Jahr gefragt. Jedes Mal konnte Herbert seine erlebte Wahrheit aus Tangermünde berichten, und seine Kinder und Enkel glaubten es ihm.

Der Urenkel ist erst 4 Monate. Er hat noch nie einen Weihnachtmann gesehen. Aber die Frage stellt er irgendwann, und Uropa Herbert wird dann wieder die Wahrheit erzählen.

Nach mehr als 60 Jahren hat Herbert dann in der Bahnhofstraße von der freundlichen netten Dame ihren Geburtsnamen erfahren. Heute heißt sie Schmidt und früher hieß sie Ruprecht…

Wenn eure Kinder nach dem Weihnachtsmann fragen, sucht nicht im Computer oder Internet, denn ihr kennt jetzt die Wahrheit.

 

Aus Hamburg grüßt freundlich Herbert Jerrentrup sen.


Nachtrag: Lio ist jetzt 2 1/2 Jahre. In einem Jahr wird ihm irgendjemand diese Geschichte vorlesen oder erzählen...

 


Helga hatte den Bestatter kommen lassen und alles allein geregelt

30 Tage hatte Helga noch gelebt, und mein Leben geht alleine weiter...


Am 4. Okt. 2016 hatte Helga bei einer Untersuchung im Krankenhaus zum ersten Mal erfahren, dass sie Krebs hat. Der Krebs hatte sich über Magen, Darm und Unterbauch in ihrem ganzen Körper verteilt. Sie kannte diese Situation schon von ihrer jüngeren Schwester, die vor einem Jahr ebenfalls an Krebs gestorben war. Die Christel hatte Chemos und OPs über sich ergehen lassen, um dann doch palliativmäßig betreut, einzuschlafen. Die Chemo und die Operationen wollte Helga sich ersparen, denn sie war sich im Klaren, was auf sie zukommen würde.

"Ich habe noch etwas mit warmer Hand zu erledigen", meinte Helga, und ich holte sie am 7. aus dem Krankenhaus ab. Zu Hause lagen wir uns in den Armen und ich versprach ihr, dass ich sie bis zum Schluß begleiten werde. Nach dem Hausbesuch von unserer lieben Ärztin, die Helga ein sehr starkes Herz bestätigte, änderte Helga ihren Willen, und meinte, dass sie ins Hospiz gehen wird, denn ich sollte noch leben. Unsere Kinder, Enkel und Urenkel brauchen dich noch, war ihre Meinung. Vom 21. Okt. hatte sie noch bis zum 3. Nov. im Geesthachter Hospiz gelebt. Um 04.00 Uhr hatte ich die Schwester Ulrike in der Leitung, die mir versprochen hatte, mich bei einer Situationsänderung anrufen zu wollen. Um 06.00 Uhr hatte ich mich vom Duschen abgetrockenet, als das Telefon klingelte, und Schwester Ulrike mir das friedliche Einschlafen meiner geliebten Helga mitgeteilt hatte.

Helga hatte gewußt, dass ich um 08.00 Uhr einen Zahnarzttermin haben würde. Sie konnte somit beim Einschlafen in die Ewigkeit von mir nicht gestört werden, und anderen hatte sie Besuche im Hospiz untersagt.

Alles war so geschehen wie meine glückliche und zufriedene Helga es sich gewünscht hatte...

 

Hier steht Helga neben ihrer Urne und lächelt, weil sie uns gleich alle vor sich sieht...

 

 

 

 

Jeder hat seine Gedanken für dich auf die Schleifen drucken lassen...

Die neue künstlerische Gemeinschaftsgrabstelle


mit unserer Grabsteinbeschriftung


Helga hat bestimmt gedacht: "Komm unter meine Decke", und schon bin ich da.

Abwarten, mein liebes Herzilein, irgendwann beginnt auch meine Ewigkeit...

Übrigens danke, dass du für meine herrliche Erdenzeit weiterhin sorgst - ich spüre es jeden Tag...

 


 

und an unserem Kennlerntag, den ich zum ersten Mal
ohne dich auf dieser Erde erleben durfte,
hatte ich vorstehendes Danke in
meine Heimatzeitungen
gesetzt.
Und hier mal zu meinen Übungszwecken dazwischen geschoben.


Mein erster Brief von Lio

 

Uroma Helga ist gerade drei Wochen im Himmel, und Lio hatte mich schon vor einer Woche mit Husten und Schnupfen bei sich zu Hause angesteckt. Komisch, seit Jahren hatte meine jährliche Grippeschutzimpfung mich prima geschützt, aber in diesem Jahr war es anders...

Der Husten und Schnupfen hatte sich etwas zurückgezogen, und ich hatte Lio am Telefon. "Uropa Herbert ich habe dir einen Brief geschrieben und dich zum Essen eingeladen, und Oma Sanni habe ich auch eingeladen." "Danke mein Herzilein, darüber freue ich mich ganz doll, und ich werde kommen." Noch einige Worte mit Mama und dann hatten wir das Gespräch beendet.

Als ich Oma Sanni, früher unsere kleine Tochter, später an ihrem Apparat hatte, meinte sie: "Ich habe meine Einladung schon bekommen." Ein 6 x 8 cm großer Zettel mit Krickelkrackel-Schrift, die nur Lio lesen kann, war die Einladung. Meine Einladung klebt noch an seiner Pinnwand, und die bekam ich dann am Sonntag, dem 18. Dez. gegen 12:00 Uhr, als ich pünktlich zum Essen erschienen war.

Ich kann mir gut vorstellen, wieviel Freude Lio, mit seinen vier Jahren, die ganze Zeit schon hatte, bis er mir den Überraschungsbrief, mit der Essen-Einladung

übergeben konnte.

 

Danke liebe Uroma Helga in deiner Ewigkeit. Hast du Lio Hilfestellung gegeben, oder ist er ganz alleine darauf gekommen?

Irgendwann bin ich wieder bei dir und werde es erfahren, aber die nächste Zeit werde ich alles noch auf dieser Erde mit dankbarem Herzen erleben.


 

Prost Neujahr 2013

wünschen

Uroma Helga, Uropa Herbert

und Lio

 



Plötzlich hatte ich dieses Bild in meinem PC

Es zeigt Lio, Oma Sanni und Uropa Herbert im Aug. 2012

Hier ist Lio 3 Wochen alt

Ein wunderbarer Schnappschuss von unserer lieben Pia als Weichnachtsgeschenk für ihren Opa Herbert

Danke liebe Pia, ich denke, dass jedem Betrachter das Herz aufgeht

Uroma Helga

und

Uropa Herbert

Silvester 2012