Zwei Tage Schneefall
und drei unterschiedliche Schwächeanfälle
Morgens konnte ich nichts durch mein
zugeschneites Dachfenster sehen. Draußen war alles so weiß
wie diese Seite. Ich war also gefordert, denn ich kann es mir ja
nicht so leicht machen, wie die Stadt, die sich durch das Aufstellen
von Schildern jeglicher Verantwortung entledigt.
Besen und Schneeschieber
in die Hand und los ging es. Ist ja alles kein Problem, wenn ich
nur mein Asthma nicht hätte.
Nach kurzer Zeit
merkte ich, dass mit meiner knapper werdenden Atmung auch meine
Kräfte schwanden, aber der Gehweg vor dem Haus war gereinigt.
Nach einer kleinen Erholpause, schaffte ich dann noch hinter unserem
Haus den Weg um die Garage bis an den Mülleimer. Der Schnee
war geschafft und ich war geschafft.
Am nächsten
Morgen dann das gleiche Spiel. Schnell den Schneeschieber in die
Hand und sofort vor das Haus, damit nicht wieder alles festgetreten
wird. Ich schob für die Frühaufsteher zunächst einen
Trampelpfad und dann den ganzen Geh- und Radweg frei. Nur nach jedem
3. Schub stützte ich mich nach Luft ringend auf dem Stiel ab
und je kleiner meine Schneefläche wurde um zwingender wurden
auch die Pausen. Zum Schluß machte ich zwischen jedem Schub
eine Asthma-Atempause.
Hinter dem Haus
schaffte ich keinen Meter mehr.
Ich ließ alles
stehen und liegen und setzte mich auf mein Bett, um mich etwas zu
erholen und war erstmalig vor Erschöpfung eine kurze Zeit eingeschlafen.
Beinah hätte ich unsere Kaffee-Runde in der Stadt verschlafen.
Die Erholung im Zusammenhang mit meinen Asthmapräparaten erlaubte
mir den Gang in die Stadt, aber von meiner Schneeräumaktion
war leider gar nichts mehr zu sehen, weil sich dicke Schneeflocken
darüber gelegt hatten.
Nichts wie weg,
dachte ich und marschierte los, um völlig eingeschneit, einem
Schneemann gleich, an unserem Treffpunkt zu erscheinen. Wir verzichteten
wegen des Wetters auf unseren Spaziergang und tranken genüsslich
unseren heißen Kakao oder Kaffee und tauschten unsere Gedanken
aus. Die Stimmung war gut und so kam ich relativ zufrieden und etwas
erholt wieder nach Hause.
Der Schneefall hatte
aufgehört, und ich ergriff erneut Besen und Schneeschieber.
In der Mittagszeit klappte das Schneeschieben etwas besser mit meiner
Kraft und Atmung. Die Pausenabstände waren größer
als am frühen Morgen, und ich konnte sogar noch hinter den
Haus den Weg frei schaufeln, aber eine Energieleistung ist es gewesen.
Dann rein in meine
asthmagerechten Wohnräume und erholen so gut es ging, denn
am nächsten Tag war Finns Endspieltag im Hallenfußball.
Finn`s kleine Fußballtruppe ist tatsächlich Staffelmeister
geworden, und diese Meisterschaft sollte zusammen mit Opa Peters
Geburtstag gefeiert werden.
Dort ist Nichtraucher
angesagt, und ich konnte daran teilnehmen. Aber was war das denn
nun wieder? Meine Nase und Atemwegen waren verschlossen. Des Rätsels
Lösung war ein teures Parfum eines anderen Gastes. So etwas
sehe ich nicht und merke es leider immer erst, wenn es mir schlechter
geht.
Ich zog mich in
das hintere Zimmer zurück, um wenigstens auch anwesend zu sein,
aber es hatte alles keinen Sinn, und ich musste wieder einmal eine
nette Runde vorzeitig verlassen.
Am nächsten
Morgen ist trotz zusätzlicher speziellen Inhalation, reichlichem
Abhustens und Benutzung meiner Asthma-Turbohaler keine wesentliche
Besserung eingetreten.
Für mich gilt
jetzt: Ruhe bewahren, mit speziellen Medikamenten inhalieren und
die störenden Schleimbrocken aus den Bronchen abhusten, kräftig
die Luft ausatmen (auspressen), damit wieder frische Luft in die
Lunge strömen kann, und sich der Sauerstoff mit meinem Blut
mischt, um meine kleinen Lebensgeister zu stärken.
Mein Gott das dauert
--- und mit der Unterstützung dieser kleinen Lebensgeister
wird es diesmal auch wieder gelingen....
10
Jahre (Febr. 2014) später wieder ein Nachtrag:
Vor etwa
3 Jahren, in meiner Tiefphase, als mich auch die Birkenpollen erwischt
hatten, hatte ich die Lungenfachärztin aufsuchen müssen.
Es war ein neues recht teures Medikament (Singulair) hinzugekommen,
dass ich nun täglich einnehmen muss. Es geht mir wieder relativ
bzw.sogar recht gut. Ich versuche dem recht schnell laufenden Kalender
zu folgen, und erziele Ergebnisse, die mir normal erscheinen und
andere überraschen.
Hoffentlich
kann ich meinen persönlichen Trainer im Spiegel noch viele
Jahre überraschen.
Mein
Leben im Zusammenhang mit meinem Ehrgeiz ist klasse.
Dir
wünsche ich ähnliche Erfolge.
Herbert
Jerrentrup sen.
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