Gesund 12

Autor: Herbert Jerrentrup sen. Hamburg

Körper, Geist und Phänomen

eigene Erfahrungen

 

 

 

Asthma - Nachtrag + Ergänzungen

 

Ich schreibe nicht, um Dir etwas vorzujammern.

Vielleicht kannst Du daraus lernen.

 

Im Bewusstsein, dass mich die Attacken immer wieder mal ereilen, lebe ich mit meinem Asthma und bin dennoch gesund.

*******

Eine Lebensweisheit, die sich meine Mutter mit 85 Jahren aufgeschrieben hatte.

Hast Du heute einen Schmerz,
freue Dich mein kleines Herz.
--- Morgen kommt ein Neuer.

 

Wie hatte ich meinen Bericht abgeschlossen? "Ich lebe mit meinem Asthma und bin dennoch gesund."

War ich wirklich gesund, oder fühlte ich mich nur so? Diese Frage stellt sich mir momentan.

Es kam der Dez. 2002, und ich hustete immer häufiger. Ich hustete Weihnachten noch, ich hustete Neujahr und auch noch den ganzen Februar 2003, der ein Jahr zuvor als mein Spitzenmonat begonnen hatte.

Von einer jüngeren Leidensgenossin, die uns einen Teppich verkauft hatte, erfuhr ich ähnliche Schwierigkeiten. Sie hatte ihre Spray-Dosis schon lange erhöht und zeigte mir ihre "Papierhaut" an den Armen und eine blutunterlaufene Stelle, die sich kurz zuvor bei einem leichten Stoß zugezogen hatte. Das Cortison hilft auf der einen und schädigt auf der anderen Seite. Den goldenen Mittelweg zu finden, ist wohl auch so eine Schwierigkeit.

Nach jedem geschafften Abhusten habe ich aus meinem "Positiv-Denken" heraus wieder neuen Mut. Aber ganz allein schaffe ich es wohl doch nicht, weil mir meine Trainigseinheiten auf dem Trimmrad und irgendwelche handwerkliche Tätigkeiten im und am Haus momentan auch nicht mehr so leicht fallen. Aufgeben möchte ich aber noch nicht, denn wer rastet, der rostet und einrosten will ich einfach noch nicht.

Auf meinem Messgerät (Vitalograph) befinde ich mich im gelben Bereich, wie die Schrift dieses Textes zeigt.

Ich werde also zunächst meine sehr aufmerksame Ärztin aufsuchen, ihr meine Situation schildern und hoffentlich wieder wieder neue helfende Lösungen erhalten.

In der Hoffnung, daß sich mein kleines Herz wieder erfreuen kann, wende ich mich dem Morgen zu .....

 

 

Ein weiteres Jahr später

 

Der Sommer 2003 war mein Sommer. Die Einatmung meines lebenswichtigen Pulmicort und Oxis konnte und durfte ich auf ein Minimum (nur eine Einheit täglich) reduzieren, und es ging mir gut.

Im Nov. Dez. änderte sich das Wetter. Es wurde regnerisch, feuchtkalt und immer kälter.

Vorsichtshalber erhöhte ich meine tägliche Dosis wieder und kam leidlich gut klar bis dann der 5. Dez. gekommen war.

Morgens hatte ich meine Dosis eingeatmet aber meine Trainingseinheit auf meinem Trimmrad wollte mir gar nicht schmecken und ich wollte die Belastung, die ich normaler Weise bis 4 hochgedreht hatte, zu drosseln. Ich wollte zurückdrehen und merkte, dass ich überhaupt noch keine Belastung eingestellt hatte.

Was sollte ich tun, aufgeben? Nein, das wollte ich nicht.

So strampelte ich schwer atmend statt 10 diesmal nur 5 km und verlängerte stattdessen meine Pause, um dann eine Stunde später meine Kaffeetrinker-Freunde zu treffen. An diesem Tag wollten wir auf dem Weihnachtsmarkt statt Kaffee einen Glühwein trinken.

Zunächst machten wir unseren kleinen Spaziergang, aber selbst das langsame Schritttempo war für mich zu schnell. Meinte Atmung wurde immer mühevoller. Ich hielt mir den Schal vor den Mund, um die feuchte Kälte etwas erwärmt einzuatmen, aber meine Schritte wurden noch langsamer.

Dann beschloß ich, dass ich keinen Glühwein trinken werde, und wir gingen vorsichtshalber noch langsamer zurück, um diesmal nur eine Tasse Kaffee zu trinken und dann nach der kleinen Erholungspause weiter heimwärts zu gehen und noch eine Pause bei einer Tasse Kakao einzulegen. In diesem Moment bekam ich wieder etwas mehr Luft und unser kleiner Klönkreis wurde noch etwas größer. Viele Augen richteten sich verstohlen auf mich. Wir brachen kurzfristig auf und es ging langsam nach Hause.

Ein paar Tage später hatte ich mich wieder recht gut erholt, konnte leichte Turnübungen und Belastungen vornehmen und wieder in die Stadt zu Kaffeetrinken fahren.

Alles klappte wieder und es ging mir wieder besser.

Einer aus unserer Runde sprach mich dann an: "Was war denn mit Dir los, so habe ich Dich ja noch nie erlebt", meinte er. Er wunderte sich, dass ich so schnell wieder fasst so gut, wie er mich bisher erlebt hatte, drauf gewesen bin.

Da hatte er zum ersten Mal einen Asthmatiker kurz vor einer echten Panikattacke erlebt.

Glücklicher Weise habe ich mein Asthma angenommen, und weiß, wie ich relativ gut damit zurechtkomme.

Jetzt neigt sich der Jan. 2004 dem Ende zu. Meinen momentanen Gesundheitszustand benote ich mal mit 4.

Ich bin mir bewußt, daß diese Situation bis Mai dauern kann und gebe die Hoffnung nicht auf.

Voller Zuversicht trainiere ich weiter, und so wird aus der 4 bestimmt wieder eine 3 oder 2…

 

29. und 30 Jan. 2004

Zwei Tage Schneefall und drei unterschiedliche Schwächeanfälle


Morgens konnte ich nichts durch mein zugeschneites Dachfenster sehen. Draußen war alles so weiß wie diese Seite. Ich war also gefordert, denn ich kann es mir ja nicht so leicht machen, wie die Stadt, die sich durch das Aufstellen von Schildern jeglicher Verantwortung entledigt.

Besen und Schneeschieber in die Hand und los ging es. Ist ja alles kein Problem, wenn ich nur mein Asthma nicht hätte.

Nach kurzer Zeit merkte ich, dass mit meiner knapper werdenden Atmung auch meine Kräfte schwanden, aber der Gehweg vor dem Haus war gereinigt. Nach einer kleinen Erholpause, schaffte ich dann noch hinter unserem Haus den Weg um die Garage bis an den Mülleimer. Der Schnee war geschafft und ich war geschafft.

Am nächsten Morgen dann das gleiche Spiel. Schnell den Schneeschieber in die Hand und sofort vor das Haus, damit nicht wieder alles festgetreten wird. Ich schob für die Frühaufsteher zunächst einen Trampelpfad und dann den ganzen Geh- und Radweg frei. Nur nach jedem 3. Schub stützte ich mich nach Luft ringend auf dem Stiel ab und je kleiner meine Schneefläche wurde um zwingender wurden auch die Pausen. Zum Schluß machte ich zwischen jedem Schub eine Asthma-Atempause.

Hinter dem Haus schaffte ich keinen Meter mehr.

Ich ließ alles stehen und liegen und setzte mich auf mein Bett, um mich etwas zu erholen und war erstmalig vor Erschöpfung eine kurze Zeit eingeschlafen. Beinah hätte ich unsere Kaffee-Runde in der Stadt verschlafen. Die Erholung im Zusammenhang mit meinen Asthmapräparaten erlaubte mir den Gang in die Stadt, aber von meiner Schneeräumaktion war leider gar nichts mehr zu sehen, weil sich dicke Schneeflocken darüber gelegt hatten.

Nichts wie weg, dachte ich und marschierte los, um völlig eingeschneit, einem Schneemann gleich, an unserem Treffpunkt zu erscheinen. Wir verzichteten wegen des Wetters auf unseren Spaziergang und tranken genüsslich unseren heißen Kakao oder Kaffee und tauschten unsere Gedanken aus. Die Stimmung war gut und so kam ich relativ zufrieden und etwas erholt wieder nach Hause.

Der Schneefall hatte aufgehört, und ich ergriff erneut Besen und Schneeschieber. In der Mittagszeit klappte das Schneeschieben etwas besser mit meiner Kraft und Atmung. Die Pausenabstände waren größer als am frühen Morgen, und ich konnte sogar noch hinter den Haus den Weg frei schaufeln, aber eine Energieleistung ist es gewesen.

Dann rein in meine asthmagerechten Wohnräume und erholen so gut es ging, denn am nächsten Tag war Finns Endspieltag im Hallenfußball. Finn`s kleine Fußballtruppe ist tatsächlich Staffelmeister geworden, und diese Meisterschaft sollte zusammen mit Opa Peters Geburtstag gefeiert werden.

Dort ist Nichtraucher angesagt, und ich konnte daran teilnehmen. Aber was war das denn nun wieder? Meine Nase und Atemwegen waren verschlossen. Des Rätsels Lösung war ein teures Parfum eines anderen Gastes. So etwas sehe ich nicht und merke es leider immer erst, wenn es mir schlechter geht.

Ich zog mich in das hintere Zimmer zurück, um wenigstens auch anwesend zu sein, aber es hatte alles keinen Sinn, und ich musste wieder einmal eine nette Runde vorzeitig verlassen.

Am nächsten Morgen ist trotz zusätzlicher speziellen Inhalation, reichlichem Abhustens und Benutzung meiner Asthma-Turbohaler keine wesentliche Besserung eingetreten.

Für mich gilt jetzt: Ruhe bewahren, mit speziellen Medikamenten inhalieren und die störenden Schleimbrocken aus den Bronchen abhusten, kräftig die Luft ausatmen (auspressen), damit wieder frische Luft in die Lunge strömen kann, und sich der Sauerstoff mit meinem Blut mischt, um meine kleinen Lebensgeister zu stärken.

Mein Gott das dauert --- und mit der Unterstützung dieser kleinen Lebensgeister wird es diesmal auch wieder gelingen....

 

10 Jahre (Febr. 2014) später wieder ein Nachtrag:

Vor etwa 3 Jahren, in meiner Tiefphase, als mich auch die Birkenpollen erwischt hatten, hatte ich die Lungenfachärztin aufsuchen müssen. Es war ein neues recht teures Medikament (Singulair) hinzugekommen, dass ich nun täglich einnehmen muss. Es geht mir wieder relativ bzw.sogar recht gut. Ich versuche dem recht schnell laufenden Kalender zu folgen, und erziele Ergebnisse, die mir normal erscheinen und andere überraschen.

Hoffentlich kann ich meinen persönlichen Trainer im Spiegel noch viele Jahre überraschen.

Mein Leben im Zusammenhang mit meinem Ehrgeiz ist klasse.

Dir wünsche ich ähnliche Erfolge.

Herbert Jerrentrup sen.

 


Bleib schön gesund.

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