Patienten 04

Herbert Jerrentrup sen. Hamburg

Patienten- und Helfererlebnisse

nach der Gesetzesänderung 1. Sept. 2009

 

Die neue Hausärztin

in der Seniorenresidenz


Da hatte die neue Bewohnerin nun auch eine neue Hausärztin in ihrer neuen Seniorenresidenz empfohlen bekommen.

Frau Dr. wird wohl auch ihren Einstandsbesuch gemacht haben, aber gesehen hatten wir Angehörige sie nicht. War eigentlich auch egal, denn der neuen Patientin / Bewohnerin ging es den Umständen entsprechend gut. Wir Familienangehörige waren immer wieder bei ihr und wechselten uns gegenseitig ab.

Als wir Frau Dr. nach zwei Wochen noch immer nicht zu Gesicht bekommen hatten, und ein Gespräch weder in der Praxis noch in dem Seniorenheim und auch nicht am Telefon zustande gekommen war, bestanden wir eindringlich auf das Gespräch, und am 15. Dez. klappte es schließlich nach Praxisschluss.

Vielleicht hatte es auch an der noch nicht vorhandenen Betreuungsurkunde gelegen, denn auf die Frage, ob sie denn den Arztbericht vom Tag der Einlieferung, am 2. Dez. gelesen hätte, kam zögerlich: „Den Bericht habe ich im Computer, und der ist schon abgeschaltet“.

Am nächsten Morgen kam dann der tel. Rückruf, und Frau Dr. hatte den im Computer "schlafenden" Bericht gelesen. Jetzt empfahl Frau Dr. : „Rufen sie das Vormundschaftsgericht an und sprechen sie mit dem Richter. Lassen sie sich nicht abwimmeln, machen sie Druck. Sie brauchen die Betreuungsurkunde unbedingt.“

Gesagt getan, und nach vielen Fehlversuchen und nochmaligen Anrufen war dann der Richter tatsächlich am Apparat. Er ließ sich die neue Situation berichten und versprach eine zügige Abwicklung, denn die Unterlagen hatte er ja zwischenzeitlich wieder auf seinem Platz.

Frau Dr. erhielt wiederum Kenntnis und kümmerte sich von nun an wirklich gut um ihre Patientin. Die erste Maßnahme war, eine neue aufblasbare Matratze, damit der wundgelegene Rücken besser entlastet werden konnte. Wir entdeckten auch kleine, kaum sichtbare Pflaster unterhalb des Halsbereiches. Nun kam auch kein Pfleger mehr mit dicken oder auch zerstoßenen Tabletten.

Am 22. Dez. hatten wir dann endlich die Betreuungsurkunde vom Vormundschaftsgericht ausgehändigt bekommen. Abends trafen wir uns dann mit Frau Dr. und der leitenden Schwester im Zimmer der Patientin, die ganz ruhig atmete, Zufriedenheit in sich zu haben schien und sich ihre Hand haltend streicheln ließ.

Was gesagt werden musste, wurde noch einmal besprochen, und dann erfuhren wir, dass wir vermutlich kein schönes Weihnachtsfest erleben würden.

Frau Dr. verabschiedete sich über die Feiertage, und wir waren auf alles gefasst, das auf uns zukommen würde...

 
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