Patienten 11

Herbert Jerrentrup sen. Hamburg

Patienten- und Helfererlebnisse

nach der Gesetzesänderung 1. Sept. 2009

 

Diabetes

und der wundersame Schalter im Gehirn

.

Nachdem wir alle die Ruhe wiedergefunden hatten und der Alltag seinen Lauf nehmen sollte, war auch eine Routineuntersuchung, wie jedes Jahr bei unserer Hausärztin fällig.

Da war meine Helga immer gerne hingegangen, denn bisher war stets alles im grünen Bereich. Mit einer glücklichen Umarmung ist die Untersuchung jeweils abgeschlossen worden.

Diesmal war der Zuckerwert allerdings überhöht, und Helga bekam gleich eine Überweisung zu einem speziellen Diabetiker-Test und anschließender Diabetiker-Beratung.

Schockiert kam meine Helga nach Hause und meinte: „wenn ich Diabetikerin sein sollte, dann werde ich mir die negativen Symptome ausatmen…“

Irgendetwas war mit ihr passiert, denn sie atmete nicht nur ein und aus, nein, sie hatte noch vor der Schulung ihr Essverhalten geändert. Zucker und Fett wurde weggelassen, und wenn ich meine kleinen Radtouren machte, fuhr sie gleich mit.

Helga war richtig routiniert, als kenne sie alles schon sehr lange.

Die Zuckerwerte mussten dreimal täglich vor den Hauptmalzeiten gemessen und in ein Heft eingetragen werden. Nach dem Essen gab es dann die Tablette.

Wir machten unsere persönlichen Doktorspielchen daraus. Helga war meine Patientin und ich war ihr "Hausarzt". Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude doppelte Freude. Die erste Freude war, noch vor dem offiziellen Diabetiker-Wiegen waren schon einige Kilos verschwunden.

In der Diabetiker-Schulung wurde all das besprochen, was Walli ihrer jüngeren Schwester Helga immer wieder ans Herz gelegt hatte. Helga, mach nicht den gleichen Fehler wie ich, denn ich hatte es über Jahre selbst verschlammt.

Wir wußten alle, daß Walli viele Gebrechen, mit ihren Augen und Beinen sowie Füßen hatte. Aber die überhöhten Zuckerwerte stellten sich vor gut drei Jahren zufällig bei einem Test mit dem Gerät ihres Bruders heraus. Du hast ja über 400, dann aber hin zu deinem Arzt und lass dich richtig einstellen.

Für die Geschwister und Schwäger war das neu, aber bei Walli dämmerte es. Sie war doch vor vielen Jahren schon mal auf Diabetes eingestellt worden und musste Tabletten nehmen. Durch viele persönliche und berufliche Ereignisse, hatte sie alles verdrängt bzw. vergessen. Die Tablette nahm sie nicht mehr, denn es ging ihr ja gut... Ihre Beschwerden im Zusammenhang mit den weggelassenen Tabletten zu sehen, war Walli nicht mehr rechtzeitig in den Sinn gekommen.

Leider hatten sich die Werte sehr verschlechtert, und so war bei Walli mit Tabletten nichts mehr zu machen. Sie musste sich spritzen und regelmäßig ihre Blutwerte messen. Ab dieser Zeit war sie sehr gewissenhaft und meisterte ihr Leben allein bewundernswert.

Wallis Augen- und Fußbeschwerden hatte sie einzig ihrer Diabetes zu verdanken. Darüber war sich nach den erneuten Diabetiker-Gesprächen im Klaren. Bei sehr vielen Gesprächen zu Hause und am Telefon hatte sie wie eine Lehrerin auf ihre jüngere Schwester eingeredet. Sie hatte es ihr so eingetrichtert, dass in Helgas Kopf sofort der Diabetes-Schalter klick machte…

Danke Walli, für Deine wirksame Beratung noch kurz vor Deinem ersten Schlaganfall...

Das Ergebnis der neuen Schalterstellung ist ein diabetesbewusstes Essverhalten und zusätzliche Bewegung…

Nach drei Monaten und vielen Radtouren zeigte unsere Waage 68,4 kg, Tendenz noch weiter fallend. Als Helgas neuer „Hausarzt“ darf ich mich mitfreuen und auch auf die Waage schauen.

Unsere liebe Hausärztin hatte gleich bei der Routineuntersuchung gesagt: „Bei 65 kg könnte sich das Wohlfühlgewicht einpendeln.“

Anlässlich meiner beiden steifen Schultergelenke hatte unsere Hausärztin damals auch andere Prognosen als die Fachärzte gestellt. Wollte sie mir nur Mut machen?

Nein, ich bin wieder voll beweglich…

Freuen wir uns mit Helga, wenn sie ihre unangenehmen Nebenwirkungen ausatmet, und die Waage irgendwann tatsächlich 65 kg anzeigt.



Inhaltsverzeichnis